*madalyn*

Dezember 21, 2010 at 02:47 (Literatur)

Habe Michael Köhlmeiers >Madalyn< ausgelesen. Wunderschön, eine wunderschöne Liebesgeschichte in Wien. Da hat man die Bilder gleich im Kopf, da muss man gar nicht viele Worte machen.

Ein Bild kann man auch mit wenigen heraufbeschwören. Zerplatzte Illusionen, zum Beispiel. Deshalb, diese meine Lieblingsstelle:

„Die Wünsche, die über ihr geschwebt hatten, polterten herunter, einer nach dem anderen, und waren Klötze. Der große Sehnsuchtsklotz zerbrach; der kleine Zukunftsklotz — wenn wir gemeinsam eine Jacke für mich gekauft hätten (sie besaß noch einen Geburtstagsgutschein vom letzten Jahr) — zerbrach; der Keine-Langeweile-mehr-Klotz (ihr war der erste Gedanke eingefallen, als sie Moritz bei der Stiege hatte stehen sehen: dass ihr nie mehr langweilig sein würde) zerbrach; und was Liebe hätte sein können und nur noch nicht ausgeschlüpft war, zerbrach.“

So schön. Groß. Selbst erlebt. Denn das schreibt er ja auch, der Köhlmeier:

„Frau Prof. Petri habe einmal gesagt, man könne über das Bücherlesen verschiedene Meinungen haben, in Wahrheit aber gebe es nur einen Grund, warum jemand ein Buch lese, nämlich, weil er eine Geschichte suche, in der erzählt werde, was man selber auch schon erlebt hat, und weil man wissen wolle, wie sich jemand anderer in einer ähnlichen Situation verhalte.“

Nicht ausschließlich, würde ich sagen, aber doch. Ich kann nur damit schließen, wie recht er einerseits damit hat und wie unbegründet andererseits seine Sorge ist, wenn er sagt:

„Ich habe schon ein bisschen Respekt vor großen Gefühlen, einfach deswegen, weil sie einen so leicht verleiten, schlecht zu schreiben. Wenn die großen Gefühle da sind, gehen ja, wie man weiß, die Worte zurück. Ein Mensch, der sich das erste Mal verliebt, ist wie eine Spinne, die sich häutet. Die ist ja für eine Stunde vollkommen wehrlos, hängt an einem winzigen Faden. Und so ist man. Also, die Madalyn ist vollkommen wehrlos.“

(Das ganze Interview gibt es übrigens hier)

Allen, die auf der Suche nach einem leckeren Bissen Geistesnahrung sind; einem, der süß und unschuldig anmutet und sich dann in seiner ganzen Vielschichtigkeit entfaltet; einem, der sich immer wieder neu und von anderen Blickwinkeln betrachten lässt; einem, der schließlich süß und gleichzeitig bitter, bittersüß, hinten im Gedächtnis bleibt und an dem sich in einsamen Stunden immer wieder knabbern lässt — all jenen, die so einen Happen Literatur suchen und ihn gleichzeitig so bitter nötig haben wie einen Bissen Brot,  spreche ich hiermit eine klare Leseempfehlung aus.

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*merry*marry*

Dezember 21, 2010 at 00:26 (Uncategorized)

Memo an mich für die Rede am Tage Schwesters Hochzeit:

D (kleinlaut und aaaarm): „Ich weeeiß nicht, ob Baby mich heiraten will …“

Baby (ungehalten, mit dem Teller Nudeln in der Hand, kauend): „Herrgott, JA, meine Güte, nur nicht morgen!“

D (patzig): „Da hätte ich eh keine Zeit!“

Wenn das mal nicht der beste Antrag ever war.

Hihi. (“,)

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